Der Machtkampf
Er hatte sich seinen neuen Job einfacher vorgestellt. Er war gerufen worden, die Abteilung auf Vordermann zu bringen und wieder rentabel zu machen, war mit guten Vorsätzen und dem besten Willen gekommen, doch er hatte nicht mit dem Faktor Mensch gerechnet.
Seit seinem ersten Tag schlug ihm, dem Eindringling, eisige Ablehnung entgegen, stumme Aggressivität, die sich, wie er genau spürte, in blanken Hass verwandelte, wenn er sich entfernte.
Da half auch das Gefühl nicht, in Ralf Sperisen einen Vertrauensmann an seiner Seite zu wissen, eine treu ergebene Seele, die, in der Hoffnung auf einen schnellen Sprung auf der Karriereleiter, stets zu Diensten war. Doch nicht einmal dies war von Dauer, da sich die Ratten – und mit ihnen Ralf Sperisen – ihr Fressen dort holen, wo es zu haben ist. Und wenn eine Ratte für seinen Untergang nicht verantwortlich sein konnte, so konnten es viele. Und alle zusammen nagten sie, die seine Schwäche erkannt hatten, an seiner Psyche, mit spitzen, bösen Zähnen, rissen jeden Tag fette Fleischstücke aus seinem Selbstbewusstsein, bis auch der letzte Rest aufgefressen war.
Die bittere Erkenntnis, gescheitert zu sein, einmal mehr, wie er sich, ganz im Stillen, eingestehen musste, war schlimm, weit schlimmer als die Trennung in, wie es hiess, gegenseitigem Einvernehmen. Denn er wusste sehr genau, dass er dafür niemanden zur Rechenschaft ziehen konnte.