Schreibkrampf
Es kam nichts mehr. Seine Batterie war leergeschrieben, einmal mehr, und er wusste, dass er den Termin nicht halten würde. Vollgeschriebenes Papier lag verstreut auf dem Boden, Spuren einer durchlittenen Nacht, die sich dem Ende zuneigte. Das Pochen in seinen Schläfen aber war stärker denn je. Es erinnerte ihn schmerzlich daran, wie lächerlich seine Bemühungen in den letzten Jahren doch waren, wie kläglich seine Versuche immer häufiger scheiterten.
Der grosse Bruder schaute ihm über die Schulter, als er die Zeilen der Nacht ein weiteres Mal überflog und lautlos verzweifelte. Der Schwung der ersten Stunden war einer Resignation gewichen, die sich wie ein Film über sein Bewusstsein legte und ihn handlungsunfähig machte. Ein kurzer Text hätte es werden sollen, sprühend vor Lebensfreude und voller Witz, mit leichter Hand geschrieben und vom Kunden begeistert entgegengenommen.
In drei Stunden sollte die Sitzung stattfinden, und er sank entkräftet ins Bett. Der letzte Schluck, mit dem er die Flasche zu einem Ende brachte, hinterliess einen bitteren Nachgeschmack, der ihn an Mandeln erinnert hätte, wäre da nicht diese Ampulle gewesen, die er eben hinuntergespült hatte. Das Blatt Papier, das er niemandem zu zeigen wagte, lag achtlos am Boden, und niemand hätte später sagen können, welche Bedeutung es für ihn hatte.
Sekunden später bäumte sich sein Körper ein letztes Mal auf, und er hatte seine Ruhe wieder.