So ein Theater

Posted by on Jan 28, 2015 in Kurzgeschichten | No Comments

A: Kannst du mir mal sagen, was eigentlich mit dir los ist?
B: Die Ameisen. Sie machen mich fertig.
A: Ameisen? Welche Ameisen?
B: Die in meinem Kopf.
A: In deinem Kopf?
B: In meinem Kopf. Es geht um die Ameisen in meinem verdammten Kopf. Kapiert?
A: Hmm.
B: Du warst schon immer ein Ignorant. Ich hätt’s wissen müssen. Immer gut drauf, was? Wenn ich gut, alle anderen auch gut. Leck mich doch am Arsch!
A: (schweigt)
B: Weisst du, wie das ist, wenn sie dir dauernd durch dein Hirn krabbeln? Sie dröhnen dich zu, höhlen dich aus, machen dich fertig. Und das Schlimmste: Sie geben nie Ruhe. Hörst du mir überhaupt zu? Ich werd’ noch verrückt.
A: (schweigt)
Regie: Stopp, das reicht. Hörst du mir überhaupt zu? Ich werd’ noch verrückt. Kotz diesen Satz raus, Mädchen, gib alles. Du bist nicht die Unschuld vom Land, du bist hirnkrank. Hirnkrank, hörst du, von Ameisen befallen.
B: Hörst du mir überhaupt zu? Ich werd’ noch verrückt.
Regie: Komm aus dir raus, vergiss dich. Du leidest Qualen, die Biester treiben dich zum Wahnsinn, fressen dich auf. Und dein Partner, der versteht Null, Null, Null. Das ist das eigentliche Drama.
B (schreit): Hörst du mir überhaupt zu? Ich werd’ noch verrückt.
Regie: Denk dran: Der Zuschauer muss Gänsehaut kriegen. Und du auch, A. Du bist zwar total verunsichert, aber nicht völlig gefühlskalt. Die Vorwürfe treffen dich, und das will ich spüren, sehen, riechen. Du bist nichts als ein Haufen Elend, beleidigt, traurig – und wieder einmal völlig ungerecht behandelt. Klar?

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